Die 18 Teilnehmer des diesjährigen Kurses vertraten Projekte, die einen zeitlichen Horizont von der Edition althochdeutscher Texte bis zur Verbindung von exemplarischer Transkription, Erschließung und Digitalisierung von Akten der SED abdeckten. Briefeditionen gehörten ebenso dazu wie die Edition von Werken, Akten und Textgruppen. Während einige Teilnehmer des Kurses vor dem Problem stehen, wie eine umfangreiche Überlieferung dokumentiert werden sollte, haben es andere mit unikalen Quellen zu tun, die als Bilder ebenso wie als Texte zu repräsentieren sind.

Auf einem einführenden Abendvortrag diskutierte Gerhard Marckhgott (Oberösterreichisches Landesarchiv Linz) das Verhältnis von Archiven und Edition unter den Bedingungen digitaler Arbeitsmethoden. In seiner Bestandsaufnahme wurde deutlich, daß die digitale Edition es ermöglicht, die Vorteile der einfachen archivischen Erschließung großer Massen in Form von Scans und OCR in die Editionsarbeit einzubringen, die auf Zuverlässigkeit und inhaltliche Erschließung zielt. Er prognostizierte einen Bedarf, die inhaltliche Qualität der entstehenden digitalen Repräsentationen von Originalquellen, wie z.B. im Rahmen des monasterium-Projektes, sicherzustellen, denn die derzeit in den Archiven laufenden Konversion der Findmittel in elektronische Form ziele nur auf die Struktur der Daten nicht auf ihre Inhalte.

Als Dozenten des Kurses konnten gewonnen werden: Christiane Fritze (SUB Göttingen), Oliver Duntze (Gesamkatalog der Wiegendrucke, Berlin), Torsten Schaßan (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel), Alexander Czmiel und Niels-Oliver Walkowksi (beide Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften), sowie Georg Vogeler (Ludwig-Maximilians-Universität München/Karl-Franzens-Universität Graz). Sie führten die Teilnehmer des Kurses in die eXtensible Markup Language (XML) und in die Zeichenkodierung mit Unicode ein, welche die technischen Grundlagen moderner und langfristig nutzbarer Textkodierung bildet. Der größte Teil der Veranstaltung war dem Quasi-Standard geisteswissenschaftlicher Textkodierung der „Text Encoding Initiative (TEI)“ gewidmet, die ein umfassendes Regelsystem zur Kodierung von Transkriptionen, kritischen Apparaten, Handschriftenbeschreibungen und inhaltlicher Erschließung anbietet. Für Umwandlung der im TEI Format kodierten Texte in Bildschirmpräsentationen zeigte der Kurs erste Schritte in mittels XSLT (eXtensible Stylesheet Language – Transformation). Die Komplexität moderner XML-Anwendungen war jedoch nicht Unterrichtsstoff, sondern der Kurs zielte explizit darauf, den Textbearbeitern Instrumente an die Hand zu geben, ihre Texte möglichst unabhängig von technischen Gegebenheiten und Programmierfertigkeiten zu edieren. Für diese Zwecke präsentierte Alexander Czmiel SADE (Scalable Architecture for Digital Editions), eine Softwareumgebung zur Publikation von digitalen Editionen, die von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und vom Institut für Dokumentologie und Editorik entwickelt wird. Die Teilnehmer konnten von mehreren Tutoren betreut die Techniken an ihrem eigenen Material einüben. Referate stellten Theorien und Methoden der Digitalen Edition zur Diskussion und führten in ergänzende XML-Standards (METS, EAD, CEI) ein, die für Digitale Editionen genutzt werden können. Die Teilnahme an der Veranstaltung wurde vom IDE und dem ICARus zertifiziert. Die positive Resonanz in der Evaluation des Kurses hat das IDE darin bestärkt, auch in Zukunft derartige Kursangebote zu machen.

Bericht 65/11 bei der AHF

Bericht von der SpringSchool „Digitale Edition“, Wien März 2011