Bericht von der SpringSchool „Digitale Edition“, Wien März 2011

Die 18 Teilnehmer des diesjährigen Kurses vertraten Projekte, die einen zeitlichen Horizont von der Edition althochdeutscher Texte bis zur Verbindung von exemplarischer Transkription, Erschließung und Digitalisierung von Akten der SED abdeckten. Briefeditionen gehörten ebenso dazu wie die Edition von Werken, Akten und Textgruppen. Während einige Teilnehmer des Kurses vor dem Problem stehen, wie eine umfangreiche Überlieferung dokumentiert werden sollte, haben es andere mit unikalen Quellen zu tun, die als Bilder ebenso wie als Texte zu repräsentieren sind.

Auf einem einführenden Abendvortrag diskutierte Gerhard Marckhgott (Oberösterreichisches Landesarchiv Linz) das Verhältnis von Archiven und Edition unter den Bedingungen digitaler Arbeitsmethoden. In seiner Bestandsaufnahme wurde deutlich, daß die digitale Edition es ermöglicht, die Vorteile der einfachen archivischen Erschließung großer Massen in Form von Scans und OCR in die Editionsarbeit einzubringen, die auf Zuverlässigkeit und inhaltliche Erschließung zielt. Er prognostizierte einen Bedarf, die inhaltliche Qualität der entstehenden digitalen Repräsentationen von Originalquellen, wie z.B. im Rahmen des monasterium-Projektes, sicherzustellen, denn die derzeit in den Archiven laufenden Konversion der Findmittel in elektronische Form ziele nur auf die Struktur der Daten nicht auf ihre Inhalte.

Als Dozenten des Kurses konnten gewonnen werden: Christiane Fritze (SUB Göttingen), Oliver Duntze (Gesamkatalog der Wiegendrucke, Berlin), Torsten Schaßan (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel), Alexander Czmiel und Niels-Oliver Walkowksi (beide Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften), sowie Georg Vogeler (Ludwig-Maximilians-Universität München/Karl-Franzens-Universität Graz). Sie führten die Teilnehmer des Kurses in die eXtensible Markup Language (XML) und in die Zeichenkodierung mit Unicode ein, welche die technischen Grundlagen moderner und langfristig nutzbarer Textkodierung bildet. Der größte Teil der Veranstaltung war dem Quasi-Standard geisteswissenschaftlicher Textkodierung der „Text Encoding Initiative (TEI)“ gewidmet, die ein umfassendes Regelsystem zur Kodierung von Transkriptionen, kritischen Apparaten, Handschriftenbeschreibungen und inhaltlicher Erschließung anbietet. Für Umwandlung der im TEI Format kodierten Texte in Bildschirmpräsentationen zeigte der Kurs erste Schritte in mittels XSLT (eXtensible Stylesheet Language – Transformation). Die Komplexität moderner XML-Anwendungen war jedoch nicht Unterrichtsstoff, sondern der Kurs zielte explizit darauf, den Textbearbeitern Instrumente an die Hand zu geben, ihre Texte möglichst unabhängig von technischen Gegebenheiten und Programmierfertigkeiten zu edieren. Für diese Zwecke präsentierte Alexander Czmiel SADE (Scalable Architecture for Digital Editions), eine Softwareumgebung zur Publikation von digitalen Editionen, die von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und vom Institut für Dokumentologie und Editorik entwickelt wird. Die Teilnehmer konnten von mehreren Tutoren betreut die Techniken an ihrem eigenen Material einüben. Referate stellten Theorien und Methoden der Digitalen Edition zur Diskussion und führten in ergänzende XML-Standards (METS, EAD, CEI) ein, die für Digitale Editionen genutzt werden können. Die Teilnahme an der Veranstaltung wurde vom IDE und dem ICARus zertifiziert. Die positive Resonanz in der Evaluation des Kurses hat das IDE darin bestärkt, auch in Zukunft derartige Kursangebote zu machen.

Bericht 65/11 bei der AHF

Die Digitale Edition der Matrikelbücher der Akademie der Bildenden Künste München

Birgit Jooss:Die Digitale Edition der Matrikelbücher der Akademie der Bildenden Künste München

Schriften des Instituts für Dokumentologie und Editorik 4

Norderstedt: Books on Demand, 2011

ISBN 978-3-8423-1278-4, Hardcover, 80 Seiten, € 13,90

Anlässlich ihrer 200-Jahr-Feier hat die Münchner Akademie der Bildenden Künste im April 2008 eine digitale Edition ihrer Matrikelbücher im Internet unter <http://matrikel.adbk.de> veröffentlicht, die als Online-Datenbank differenzierte Recherchemöglichkeiten zu den Studierenden der Akademie der Jahre 1808 bis 1920 bietet. Sie ist mit anderen bio-bibliographischen Portalen verknüpft und kann durch Kommentierung seitens der Nutzer mit zusätzlichem Wissen angereichert werden. Dieser Band dokumentiert Hintergründe, Entstehungsgeschichte und Nutzungsfunktionen der Edition und diskutiert Möglichkeiten digitaler Matrikelbücherausgaben im Allgemeinen.

Zu erwerben über Books on Demand, amazon.de oder direkt beim IDE.

Digitale Edition und Forschungsbibliothek

Am 13./14. Januar 2011 fand an der Universität Mainz die Fachtagung "Digitale Edition und Forschunsbibliothek" statt, die das IDE mit organisiert hat. 90 Teilnehmer aus neun europäischen Ländern diskutierten zwei Tage lang über die Schnittstelle der gegenseitigen Annäherung von Bibliothek und einem sich wandelnden Editionsverständnis im digitalen Zeitalter. Vorträge hielten Ulrich Johannes Schneider (Leipzig) und Mustafa Dogan (Göttingen), Bodo Plachta (Amsterdam), Stefan Cramme (Berlin), Mats Dahlström (Borås), Michael Stolz (Bern), Andrea Rapp (Darmstadt), Patrick Sahle (Köln), Thomas Stäcker (Wolfenbüttel), Reinhard Altenhöner (Frankfurt), Joris van Zundert und Peter Boot (Den Haag). Die Veröffentlichung der Vorträge erfolgt in der nächsten Ausgabe der "Bibliothek und Wissenschaft".

Workshop: Beschreibung und Transkription von Handschriften mit TEI

Das Cologne Center for eHumanities (CCeH) bietet am 18./19. März einen praktisch ausgerichteten Workshop zur Beschreibung und Transkription von handschriftlichem Material an. Als Dozenten konnten die jeweils für die beiden Themen einschlägigen Experten Torsten Schaßan (Wolfenbüttel) und Eric Haswell (Kopenhagen) gewonnen werden. Weitere Informationen und das (noch vorläufige) Programm finden sich auf den Webseiten des CCeH.