Fachtagung am 13./14. Januar 2011 an der Universität Mainz

Die Tagung thematisiert das Wechselspiel zwischen Bibliotheken und den Erstellern und Nutzern digitaler Editionen in einer sich wandelnden medialen Landschaft. Sie versammelt hierzu Bibliothekare und internationale Wissenschaftler zum interdisziplinären Meinungsaustausch, zur Identifikation gegenwärtiger Chancen und Herausforderungen und zur Skizzierung zukunftsfähiger Szenarien einer engen Zusammenarbeit.

Die internationale Diskussion auf der Tagung gibt einen Überblick über den Stand digitaler Editionen und ihre Weiterentwicklung. Sie ist deshalb für Literaturwissenschaftler und Historiker aller Fachgebiete ebenso interessant wie für Buch- und Medienwissenschaftler.

Die Tagung wird vom Forschungsschwerpunkt Medienkonvergenz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) gemeinsam mit dem Zentrum für digitale Edition der Universität Würzburg und dem Institut für Dokumentologie und Editorik sowie der Zeitschrift „Bibliothek und Wissenschaft“, veranstaltet.

Referenten

Referenten: Prof. Dr. Ulrich Johannes Schneider (Universitätsbibliothek Leipzig), Mustafa Dogan (SUB Göttingen), Prof. Dr. Bodo Plachta (Vrije Universiteit Amsterdam), Dr. Stefan Cramme (Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung, Berlin), Prof. Dr. Mats Dahlström (Bibliotekshögskolan, Borås), Prof. Dr. Michael Stolz (Universität Bern), Daniel Deckers (Universität Hamburg), Lutz Koch (Universität Hamburg), Prof. Dr. Andrea Rapp (Universität Trier / TU Darmstadt), Dr. Patrick Sahle (Universität Köln), Dr. Thomas Stäcker (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel), Reinhard Altenhöner (Deutsche Nationalbibliothek, Frankfurt), Dr. Joris van Zundert (Koninklijke Nederlandse Akademie van Wetenschappen), Dr. Peter Boot (Koninklijke Nederlandse Akademie van Wetenschappen)

Über die Tagung

Wissenschaftliche Bibliotheken sind die angestammten Institutionen für die Erarbeitung und Bereitstellung wissenschaftlicher (kritischer) Editionen. Sie bewahren in ihren Abteilungen für Handschriften, Nachlässe und seltene Drucke das historische Textmaterial und stellen es der philologischen Erschließung bereit. Sie gewährleisten aber auch die Verfügbarkeit der in den wissenschaftlichen Ausgaben zusammengeführten Ergebnisse. Damit hat insbesondere in den letzten beiden Jahrzehnten der Typus der geisteswissenschaftlichen Forschungsbibliothek verstärkt Aufmerksamkeit gefunden.

Die Chancen und Entwicklungen, die sich in diesem Zusammenhang im digitalen Zeitalter ergeben, sind enorm. Bibliotheken müssen angesichts vielfältiger Informationsangebote im Netz ihre Rollen als Informationsdienstleister wie als Forschungs- und Gedächtniseinrichtungen neu definieren. Quellen und Literatur können, sofern es keine urheberrechtlichen Schranken gibt, durch die Bibliothek selbst im Internet als digitale Editionen angeboten werden.

Darauf aufbauend verlässt die wissenschaftliche Editionsarbeit  das elektronische Inkunabelzeitalter (Stäcker), um nicht mehr nur klassische Editionstypen im Internet zu simulieren, sondern neue Möglichkeiten zur Nutzung des digitalen Mediums zu erschließen. Dies erweitert nicht nur den immanenten Darstellungsraum einer Edition, etwa durch dynamische Visualisierungen, sondern Editionen überspringen auch die ehemals starren Grenzen der Buchdeckel, indem sie z.B. über Webservices externe Ressourcen einbinden oder dislozierte Annotationsinstrumente nutzen. So werden Editionen nicht nur digital, sondern auch dynamisch. Dies stellt die Bibliotheken als angestammte Institutionen für die Erarbeitung und Bereitstellung von Editionen vor Herausforderungen, die auf der Tagung diskutiert werden sollen.

Die digitale Edition an sich stellt beispielsweise Fragen nach der Digitalisierungsqualität, nach Datenformaten, Langzeitarchivierung und Zitierfähigkeit. In der dynamischen Edition kommen weitere Problemfelder hinzu: etwa die Textkohäsion betreffend oder die wissenschaftliche Autorisation multiauktorialer Gebilde. Auch ein verändertes Nutzer- und Nutzungsverhalten ist festzustellen. So wandeln sich wissenschaftliche Editionen mehr und mehr in digitale Bibliotheken selbst, während andererseits Bibliotheken in engagierten Projekten ihre Sammlungen über die bloße Digitalisierung hinaus kritisch erschließen und sie somit wissenschaftlichen Editionen annähern. Das hier skizzierte Szenario greift jedoch weit über die einzelne Bibliothek hinaus. Die Etablierung von „verteilten Bibliotheken“ und Schaffung von virtuellen Forschungsumgebungen wird weiter zunehmen.

Die Tagung bewegt sich an dieser Schnittstelle der gegenseitigen Annäherung von Bibliothek und einem sich wandelnden Editionsverständnis im digitalen Zeitalter. Dabei werden verschiedenste Forschungsfragen aufgeworfen, die in drei thematischen Sektionen diskutiert werden:

  1. Digitale Edition und Bibliothek
  2. Nutzer und Nutzung digitaler Editionen
  3. Chancen und Herausforderungen der Bibliotheken im digitalen Zeitalter

 

Die Beiträge der 14 Referenten werden später in einem thematischen Heft von „Bibliothek und Wissenschaft“ veröffentlicht.

Links

Tagungsprogramm und Anmeldung

Website

Digitale Edition und Forschungs­bibliothek