Das Institut für Dokumentologie und Editorik (IDE) hat im letzten Jahr die Initiative “Kodikologie und Paläographie im digitalen Zeitalter” gestartet, um den Stand der Forschungen zum Einsatz von modernen Informationstechnologien auf die Arbeit mit Handschriften zu dokumentieren. In diesem Jahr konnten bereits die ersten Früchte dieser Arbeit vorgelegt werden: Im Juli 2009 ist ein Sammelband “Kodikologie und Paläographie im digitalen Zeitalter” erschienen. Zu seiner Präsentation fand in München eine internationale Fachtagung statt, die erstmals die an diesen Fragen interessierte weltweite Forschergemeinschaft zusammengebracht hat. Die Resonanz auf Sammelband und Tagung war bislang äußerst positiv, auch von Experten aus den verschiedensten Bereichen der Handschriftenforschung mit geringerer Vertrautheit mit digitalen Arbeitsweisen. Zum ersten Mal lassen sich die ebenso zukunftsweisenden wie disparat voran getriebenen Ansätze und Ergebnisse der computergestützten kodikologischen und paläographischen Forschung als Gesamtphänomen ins Auge fassen und von der Forschungsgemeinschaft diskutieren.
Gleichwohl liegt es in der Natur der Sache, dass der vorliegende Band zwar einen breitgefächerten Einblick in den state of the art gibt, viele relevante Themengebiete und Fragestellungen jedoch nicht behandelt werden konnten. Das Institut für Dokumentologie und Editorik hat sich daher entschlossen, einen weiteren Band zu Kodikologie und Paläographie im digitalen Zeitalter herauszugeben. Es verfolgt die Absicht, die durch den ersten Band aufgeworfenen Fragen zu vertiefen und das Gesamtbild zu vervollständigen. Insbesondere soll nun zu folgenden Fragen Stellung genommen werden:
- Inwieweit lassen sich quantitative Ansätze und die Auswertung von Datenbanken in der kodikologischen Forschung durch eine systematische Auswertung digitaler Faksimilia von Handschriften ergänzen?
- Können kunsthistorische und musikwissenschaftliche Fragestellungen und Herangehensweisen an Handschriften in dem Maße formalisiert werden, dass sie durch digitale Hilfsmittel und Methodiken unterstützt werden können?
- Lassen sich Methoden aus den Naturwissenschaften (wie z.B. der DNA-Analyse historischer Materialien) für die Analyse von Handschriften nutzbar machen?
- Wie können elektronische Handschriftenkataloge und virtuelle Bibliotheken in übergreifenden Portalen und hybriden Arbeitsumgebungen zusammengeführt und somit breit angelegten semantischen Untersuchungen zur Verfügung gestellt werden?
- Wie können die verfügbaren digitalen Hilfsmittel für paläographische Transkriptionen zugänglich gemacht und verbessert, wie ihr Anwendungsbereich erweitert und wie die philologische Aus- und Weiterverwertbarkeit ihrer Ergebnisse vorangetrieben werden?
- Wie lassen sich Fragen an die Entwicklungsgeschichte von Schrift und Schrifttypen mit Hilfe digitaler Methoden adressieren?
- Wie werden digitale Ressourcen an ihre materiellen Ausgangsobjekte im Rahmen von Restauration und Konservation zurückgebunden? Welche Formen der Rückbindung können für Archiven, Museen und Bibliotheken im Bereich der Pädagogik und der Öffentlichkeitsarbeit sinnvoll sein?
- Inwieweit sind die mit Hilfe von Software generierten Antworten auf Fragen der paläographischen und kodikologischen Forschung verlässlich und nachprüfbar?
Beiträge, die zu dem hier anskizzierten Fragenhorizont Stellung beziehen oder darüber hinausweisen (vgl. CfP zum ersten Band), sind herzlich willkommen. Vorschläge werden bis zum 30. November 2009 erbeten und können an kpdz-ii@i-d-e.de oder einen der unten genannten Herausgeber eingereicht werden. Wie schon sein Vorgänger soll auch dieser Band auf einer Internationalen Fachtagung im Sommer 2010 präsentiert und diskutiert werden.
Die Abstracts sollten einen Umfang von 500 Wörtern nicht überschreiten; um dem internationalen Charakter der Forschungsgemeinschaft Rechnung zu tragen, werden Beiträge auf Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch akzeptiert.
Organisation:
- Franz Fischer (Royal Irish Academy, Dublin), f.fischer@ria.ie
- Christiane Fritze (Berlin Brandenburg Academy of Sciences and Humanities), fritze@bbaw.de
- Georg Vogeler (Ludwig-Maximilians-Universität Munich), g.vogeler@lrz.uni-muenchen.de
- Patrick Sahle (University of Cologne, Cologne Center for eHumanities), sahle@uni-koeln.de
- Torsten Schaßan (Herzog August Library Wolfenbüttel), schassan@hab.de
- Malte Rehbein (Julius-Maximilians-Universität Würzburg), malte.rehbein@uni-wuerzburg.de
- Bernhard Assmann (Hochschulbibliothekszentrum des Landes Nordrhein-Westfalen, Cologne), as@ba.tuxomania.net
Termine:
30. November 2009: Einsendeschluss Abstracts
Verlängerte Frist: 7. Dezember 2009
30. April 2010: Einsendeschluss Beitäge