Editorik ist ein erweiternder Begriff für Editionswissenschaft. Editorik verbindet die theoretischen Konzepte der Edition mit ihren praktischen Umsetzungen. Editorik ist die theoretische (wissenschaftliche) und praktische (produktive) Beschäftigung mit wissenschaftlichen Editionen.

Das Konzept der Editorik lebt von der Definition der wissenschaftlichen Edition. Die Vielfalt der Editionsbegriffe aus den Bereichen Verlagswesen, Philologie oder Geschichtswissenschaft ist durch Erfahrungen mit unterschiedlichen Dokumentarten jederzeit zu bereichern. In der Öffnung des traditionellen wissenschaftlichen Begriffs der Edition definieren wir:

Edition ist die erschließende Wiedergabe historischer Dokumente.

Diese Kurzdefinition hat vier Leerstellen:

  • „erschließende“ – Erschließung ist der allgemeine Begriff für die historisch-kritische Auseinandersetzung mit den zu edierenden Texten bzw. Dokumenten. Ein spezieller Teilbereich der Erschließung ist z.B. die philologische Textkritik.
  • „Wiedergabe“ – Die Edition zielt auf die Repräsentation bereits existierender Texte bzw. Dokumente.
  • „historischer“ – Die Edition beschäftigt sich mit Texten bzw. Dokumenten, zu denen eine historische Distanz besteht. Diese Distanz ist konstitutiv für die Anwendung erschließender Kritik. Ihre Überwindung ist das Ziel der Edition.
  • „Dokumente“ – Das „Dokument“ ist ein verallgemeinernder Begriff für Texte in einem abstrakten oder materiell-konkreten Sinne. Der allgemeinere Dokumentbegriff verweist darauf, dass die verschiedenen editorischen Schulen und ihre theoretischen Grundannahmen in einem pluralistischen Textbegriff methodisch zusammengeführt werden können.

Diese Definition baut auf der Tradition der Editionswissenschaft auf, in der sich Textkonzeption und mediale Gegebenheiten gegenseitig beeinflussen: Ein zentrales Problem des Edierens war schon immer, einen dokumentologisch einmaligen Textzeugen in einem neuen Medium – dem gedruckten Buch – zu präsentieren. So erfährt die Editorik einen besonderen Schub durch die Anwendung einer verallgemeinerten Dokumentologie und der Informationstechnologie.

Das Institut für Dokumentologie und Editorik e.V. sucht nach Modellen und Instrumenten, um die geisteswissenschaftliche Tradition der kritischen Edition in der digitalen Welt sinnvoll abzubilden und aus der Abbildung Schlüsse für die weitere Entwicklung der Editorik zu ziehen.

Die Editorik ist ein Forschungsbereich, der Innovationen immer auch aus der Erfahrung konkreter Editionsprojekte entwickelt. Das Institut entwirft und realisiert deshalb eigene Editionsprojekte und unterstützt Projekte von Partnern.